Im PropTech-Gespräch mit Nikolai Roth

Im-Gespräch-mit-Nikolai-Roth

Digitalisierung, Kundenzentrierung, PROPTECH

Aufmerksame Leser unseres PROPSTER Blogs wissen, dass wir über die letzten Jahre hinweg eine gewisse Affinität für Interviews entwickelt haben. Dabei legen wir den Fokus auf Investoren und vor allem auch auf unsere Kunden. Wir haben Fragen und suchen nach Antworten. Das macht wohl unseren Job auch aus, denn wir hören genau hin und lesen auch gerne zwischen den Zeilen. Nur so konnten wir unser Produkt an die Bedürfnisse unserer Kunden  anpassen. Entstanden ist eine digitale Kundenplattform, die Immobilienprojektentwicklern das Leben erleichtert und ihren Erwerbern das perfekte Kauf- und Kundenerlebnis bietet. Wir möchten mit unseren Interviews jedoch einen Schritt weitergehen. Da draußen gib es sie – die Proptech Spezialisten oder wie wir sie gerne nennen – die PropTech Influencer. Sie haben viel zu sagen und wie könnte es auch anders sein, wir haben viele Fragen. Das Kick Off Interview dieser neuen Reihe, haben wir mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden der GPTI, Nikolai Roth geführt. 

Only hard work leads to success

Nikolai Roth ist kein Unbekannter in der PropTech- und der Gründerszene. Ganz im Gegenteil! Das Unternehmertum wurde ihm von seinen Eltern quasi in die Wiege gelegt, denn beide Elternteile sind bereits seit jungen Jahren selbstständig. Letztendlich ist es aber der eigene Ehrgeiz und die brennende Leidenschaft für die Digitalisierung, die Nikolai Roth als Antrieb dienen. Mit Maklaro – dem transparenten Immobilienmakler, hat er die Schritte des Immobilienverkaufs digitalisiert und kann bereits auf erfolgreiche 8 Jahre PropTech Business zurückblicken. 2016 gründete er den Blog PropTech.de, wo er über wesentliche Entwicklungen in der PropTech Szene berichtet und jungen PropTechs eine Plattform bietet. Vor Maklaro und Proptech.de gründete Nikolai Roth noch zwei weitere Unternehmen. Die Anzahl der Gründungen ist jedoch nicht verwunderlich, denn sein Credo lautet „Only hard work leads to success“.

Vom Vorstandsmitglied zum Vorstandsvorsitz

Zu Beginn 2020 wechselte Nikolai Roth in den GPTI Vorstand und im August 2021 übernahm er den Vorstandsvorsitz und löste somit den bis dato amtierenden Vorsitzenden Alexander Ubach-Untermöhl von blackprint Booster ab. Wie man also sieht, mehrere gute Gründe, aber ein entscheidender Anlass für uns PROPSTERs um sich intensiver mit der Person Nikolai Roth näher auseinanderzusetzen. Genau wie Nikolai Roth brennen wir für die Digitalisierung der doch etwas starren Immobilienbranche. Das Ziel ist es effizientere Arbeitsprozesse zu definieren und Verkrustungen aufzubrechen aber auch die Kundenzentrierung voranzutreiben. Digitalisierung, Kundenzentrierung, PROPTECH – das sind auch die 3 Säulen, die dieses Interview mit Nikolai Roth tragen, aber auch die Frage nach den zukünftigen Plänen der GPTI durften nicht fehlen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen. 

Kurz zu deiner Person Nikolai Roth. Was ist dein Background, was deine Expertise, was dein Werdegang und welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?

Ich bin von Haus aus Unternehmer. Die Selbstständigkeit und den Unternehmergeist habe ich bereits von klein auf durch mein Elternhaus mitbekommen. Maklaro ist die dritte Firma, die ich gegründet habe und es macht mir immer noch Spaß. Der Reiz liegt in der Herausforderung was Neues zu erschaffen und Unwägbarkeiten zu überwinden. Das Thema Digitalisierung spielte bei allen Gründungen und jetzt auch bei Maklaro B2B eine zentrale Rolle, weil sie vor keiner Branche halt macht und allgegenwärtig ist. 

Umtriebig ist wohl eine Eigenschaft, die sehr gut auf dich zutrifft. 2013 hast du Maklaro – Deutschlands 1. Online-Makler gegründet, 2016 den erfolgreichen PropTech Blog – Proptech.de. So wie es aussieht, scheint dich das noch lange nicht auszulasten. Vor wenigen Wochen hast du den Vorsitz der GPTI von Alexander Ubach-Untermöhl übernommen. Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Man muss auf jeden Fall bei all meinen „Aufgaben“ und Rollen im Hinterkopf behalten, dass das ohne die Unterstützung meiner Familie und meines Teams nicht möglich wäre. Ich habe in meinem privaten als auch beruflichen Umfeld viele wichtige Menschen, die mir den Rücken freihalten und mich bei all meinen Projekten unterstützen. Ohne dieses Netzwerk wäre das alles auf keinen Fall möglich und dafür bin ich sehr dankbar!  

Du gründest gerne, du schreibst Blogs, du stehst auch so wie es aussieht sehr gerne auf der Bühne. War dir als junger Mensch bewusst welcher Berufung du folgen wirst?

Als Kind wollte ich immer Lokomotivführer werden, ob das jetzt schon ein Hinweis darauf war, was ich heute beruflich mache dürft ihr entscheiden ☺. Während meiner gesamten beruflichen Laufbahn habe ich das Kredo verfolgt: Harte Arbeit und Engagement bringen Erfolg – daran halte ich auch heute noch fest. Ich habe schon von Kindesbeinen an bei meinen Eltern gesehen, was es beutetet selbständig zu sein. Viele meiner heutigen Aufgaben – wie zum Beispiel das Sprechen auf Konferenzen – waren aber nicht mein Ziel, sondern sind einfach mit der Zeit gekommen. Ich habe nie darauf gedrängt auf einer Bühne zu stehen, aber in einem Feld wie der PropTech-Branche muss man immer noch viel Aufklärung und „Werbung“ betreiben, da sind Konferenzen und Vorträge einfach ein wichtiges Format. 

Darf man sich neue Impulse seitens GPTI erwarten? Wenn ja, in welche Richtung wird die Reise gehen?

Grundsätzlich ist es so, dass die German PropTech Initiative e.V. (GPTI) ein Netzwerkt von Unternehmern für Unternehmer ist. Das war schon bei der Gründung so und das bleibt auch. Wichtig für uns ist es, als Sprachroh der PropTechs zu den etablierten Unternehmen zu fungieren. Das ist vor allem deshalb wichtig, da 95 % der PropTechs B2B Lösungen anbieten. Ich muss zugeben, dass gerade die Pandemie der vergangenen Monate die GPTI etwas verlangsamt haben – das wollen wir mit doppelter Geschwindigkeit aufholen. Deshalb haben wir uns auch dazu entschieden Jakob Schulz als Executive Advisor für die GPTI einzusetzen. Wir planen zukünftig wieder mehr Events, denn der Austausch und das Vernetzen innerhalb der Branche sind zentral für uns. Die neuen Formate werden virtuell, hybrid und auch rein physisch ablaufen. Daneben haben wir sechs Fachthemen identifiziert, zu denen die Mitglieder regelmäßig Beiträge verfassen. Vor allem um Aufklärung und Use Cases aufzuzeigen. Um auch den Etablierten die Möglichkeit zu geben, sich direkt an der PropTech Front zu engagieren, bieten wir auch ab sofort Corporate-Mitgliedschaften an. Der Vorstand und ich freuen uns auf das was kommt aber vor allem darauf, Mitglieder wieder Face-to-Face zu treffen! 

Der Service Gedanke war in der Immobilienbranche nie vorrangig. Durch die Digitalisierung ändert sich das allerdings rapide. Welche Rolle spielt die Kundenzentrierung bei Maklaro? Welche Rolle spielt sie generell bei PropTech Start-ups? 

Bei Maklaro stand von Anfang an der Kunde im Zentrum. Wir haben uns bereits als Digitaler Makler die Frage gestellt: Was wollen Verkäufer eigentlich? Die Antwort ist ein transparentes Verkaufsverfahren. Das haben wir mit unseren Bieterverfahren, dem Kundencockpit und der Offenheit gegenüber den Eigentürmern immer umgesetzt. Als Makler sind jedoch neben dem Verkäufer, auch die Interessenten Kunde. Bei ihnen geht es vor allem um eine schnelle Einsicht in die Unterlagen eines Objekts und keine langen Wartezeiten bei Besichtigungsterminen. Hier haben wir mit der Möglichkeit 24/7 Zugriff auf alle Dokumente zu bekommen und sich seinen Besichtigungstermin online auszusuchen, genau den Nerv getroffen. User-zentriert zu entwickeln hat uns immer angetrieben und diese Überzeugung findet sich jetzt auch bei den Tools von Maklaro B2B.   Generell muss ein Umdenken in der Branche stattfinden. Aber das braucht Zeit! Man sieht, dass die Entwicklung träge abläuft, aber es sind erste Unternehmen da, die den Shift vollziehen. Es gibt tolle Use Cases in denen PropTechs zeigen, wie smart Digitalisierung und Kundenzentrierung ablaufen können. Beispielsweise Immomio im Bereich der Vermietung von Bestandsimmobilien, die gerade einen Merger mit der DIT gemacht haben.  

Bleiben wir beim Thema Digitalisierung. Die Immobilienbranche befindet sich im Vergleich zur Automobilindustrie erst am Anfang. Grob geschätzt liegt der Digitalisierungsgrad hier bei 8 %. Wieso ist das so?

Ich würde sagen, da liegt die Antwort bereits in den Worten. Automobile sind mobil und die Immobilie ist eben genau das Gegenteil. Wenn man schon an dem zentralen Begriff die Trägheit des Assets ableiten kann, zeigt sich wie die Branche zu zügigen oder generell zu Veränderungen steht 😉 Bisher war die Immobilienbranche eher zurückhaltend unterwegs in Sachen Digitalisierung, aber das ändert sich aktuell sehr zu meiner Freude. 

PropTech ist mittlerweile ein etablierter Begriff in der Immobilienindustrie und sie sind maßgeblich an der Digitalisierung selbiger beteiligt. Welche Rolle könnten PropTech Start-ups in sagen wir 10 Jahren einnehmen?

Spannend. Ich liebe den Blick in die Kristallkugel. In den nächsten Jahren werden vor allem die Entwicklungen und gesetzlichen Auflagen im Bereich ESG ohne PropTechs nicht umzusetzen sein. Das heißt, hier werden heute noch junge Startups, zukünftig eine signifikante Rolle einnehmen. Das Gleiche trifft auf den Bereich BIM zu. Es wird immer noch gebaut, wie vor 100 Jahren. Da ist es klar, dass hier was passieren wird. Auf der anderen Seite wird es PropTechs geben, die „morgen“ einen Teil des Marktes ganz selbstverständlich bedienen und etablierte Player abgelöst haben. Wenn ich da an Hausverwaltungen denke, die immer noch mit Leitz-Ordnern und im besten Fall Excel arbeiten, dann ist klar, dass es hier zu einer Umverteilung kommt.

Welche Ratschläge würdest du als Experte einem jungen PropTech mit auf den Weg geben?

Man sollte sich am Anfang immer darüber im Klaren sein, dass man mit seinen Fragen und Herausforderungen nie allein ist. Viele PropTechs befinden sich gerade am Anfang in vergleichbaren Situationen und da ist Austausch ein MUST! Daher wäre mein erster Ratschlag auf jeden Fall Mitglied bei der GPTI zu werden. Hier findet man nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch konstruktives Feedback aus der Branche. Wenn Gründer ihre Idee allein im stillen Kämmerlein entwickeln, kann das zum Problem werden. Denn die meisten Lösungen von PropTechs sind B2B Produkte und somit auch abhängig von den Bedürfnissen der zukünftigen Kunden. Daher mein zweiter Ratschlag: Wenn ihr eine B2B Idee habt, müsst ihr euch 2-3 etablierte Player suchen und mit ihnen einen MVP entwickeln. So sichert ihr euch einen Praxisbezug und ein vernünftiges Sparring in der Produktentwicklung und Schärfung. 

Wie lautet dein Schlusswort / Schlusssatz?

Only Hard Work leads to success!